2
Jul
2009

Liebe, als wärest Du niemals verletzt worden

Wenn die Blicke einer Frau Tod und Verderben bringen könnten, wäre er diese Woche im Fitti auf dem Cross-Trainer vermutlich blutüberströmt, noch zuckend zusammengebrochen und eines grausamen qualvollen Todes gestorben oder hätte zumindest schlagartig die Symptome von Lepra im Endstadium gezeigt [was ja im Endeffekt auf das Selbe hinausläuft]. Dabei hat er sich doch wirklich nichts vorzuwerfen, hatte er die Beziehung doch sofort beendet, als ihm bereits nach nur wenigen Wochen bewusst wurde, dass dies nicht die Frau sein konnte, mit der er sich eine längerfristige Beziehung vorstellen konnte. Dazu waren sie einfach viel zu verschieden und hatten völlig widersprüchliche Interessen. Er war einfach nur offen und ehrlich zu Ihr, wollte Ihr auf keinen Fall etwas vorspielen, wenn Sie damit nicht umzugehen weiß, kann er auch nichts dafür. Vermutlich handelt es sich bei Ihr einfach nur um verletzten Stolz, von einem Mann abgewiesen zu werden? Aber wer kann das schon wissen, erfahren wird er es wohl nie, und ehrlich gesagt, will er es auch gar nicht.

Doch wozu sich zu längst vergangenen Geschichten rechtfertigen, eigentlich hat er doch ganz andere Probleme, denn seit ein paar Wochen spuckt ihm eine andere Frau durch den Kopf und lässt ihn einfach nicht mehr los. Kennengelernt hat er sie vor ein paar Wochen auf der Grillparty eines sehr guten Freundes. An diesem Wochenende waren sie dann an zwei Abenden in einer kleinen Gruppe aus, aber mehr als ein paar kurze Wortwechsel waren nicht drin, mal wieder sein altes Problem, eine interessante Frau anzusprechen...

Es dauerte eine Weile, bis er Sie über eine Online Plattform zu einem Kaffee einlud, sicherlich nicht die romantischste Art, aber den direkten Weg hatte er an dem Wochenende ja verbockt. Die 100km Entfernung zwischen ihnen kamen nun noch erschwerend hinzu. Sie nahm seine Einladung zu einem Kaffee zwar an, warnte ihn aber im gleichen Atemzug und gab ihm sinngemäß zu verstehen, dass Sie auf Männer gerade nicht gut zu sprechen sei und nicht traurig wäre, zur Zeit Single zu sein. Wow, ganz schön starker Tobak und eine ziemlich klare Ansage. Dabei wollte er Sie doch einfach nur erstmal näher kennenlernen und schauen, was für ein Mensch Sie ist. Ohne große Erwartungen an dieses erste Date, wenn man dies unter diesen Vorzeichen überhaupt so nennen kann, traf er Sie an einem Sonntag Nachmittag am vereinbarten Treffpunkt. Der Verlauf des Dates verwirrte ihn dann doch etwas, er hatte eigentlich nur einen kurzen Höflichkeits-Kaffee und ein schnelles Ende Ihrerseits erwartet. Als er aber nach fünf Stunden wieder nach Hause fuhr, hatte er Mühe, sich auf die Straße zu konzentrieren und musste sich zwingen, langsam zu fahren.

Er hatte die Zeit mit Ihr genossen, aber hatte Sie ihm nicht schon im Vorfeld die Grenzen klar aufgezeigt? Wieso konnte er Sie trotz alledem nicht mehr aus dem Kopf bekommen? Er musste Sie wieder sehen, aber war das klug?

Da er sie ursprünglich zu einem Brunch eingeladen hatte, griff er diesen Gedanken einfach noch einmal auf. Eigentlich hatte er spätestens jetzt eine klare Absage erwartet, aber wieder sagte Sie zu. Sie kam sogar schon am Vorabend, um mit ihm auf das Elbhangfest zu gehen. Das Straßenfest war dabei nicht sehr aufregend, dass Konzert einer lokalen Coverband noch das halbwegs interessanteste Event, dennoch war es für ihn ein sehr schöner Abend mit Ihr. Ihre Warnung vom ersten Date hatte er dabei aber stets im Hinterkopf, also wagte er es auch diesmal nicht, von seinen Gefühlen für Sie zu sprechen. Er wusste ja weder, was Ihr widerfahren war, noch welcher Mann Sie verletzt haben musste.

In dieser Nacht schlief Sie auf seiner Couch, während er noch lange Zeit wach lag. Nur eine dünne Wand zwischen ihnen, nur eine Tür trennte Sie, und doch war Sie unerreichbar für Ihn.

Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam zu seinem Lieblingsbrunch, einer Mischung aus normalem Frühstück, warmen indischen Gerichten, verschiedenstem Süßkram und Früchten. Einfach lecker. Übertroffen wurde dies nur durch Ihren Anblick, denn Sie sah einfach atemberaubend aus. Ein schwarzer Rock, dazu ein schwarzes Oberteil unter dem ein rotes Top hervorblitzte. Das war so unfair, Sie hatte doch mit Absicht seine Lieblingsfarbe gewählt. Jetzt wäre der Augenblick gewesen, um Ihr zu sagen, wie es um ihn stand, während Sie ihn anlächelte, aber er konnte es nicht. Zu tief saß die Furcht, von Ihr abgewiesen zu werden.

Er verstand diese Frau nicht, was dachte Sie über ihn? Sie musste doch bemerkt haben, dass Sie ihm nicht gleichgültig ist? Oft genug hatte er es doch angedeutet. Sie konnte doch nicht wirklich alle Männer einfach in eine Schublade stecken, nur weil Sie einige schlechte Erfahrungen gemacht hatte? Hat denn nicht Jeder schon diesen Schmerz erfahren müssen? Auch er wurde schon betrogen, verletzt und verlassen, aber immer wieder stand er auf. Irgendwo musste es doch Die Eine Frau für ihn geben...



Tanze, als würde Dich niemand beobachten
Liebe, als wärest Du niemals verletzt worden
Singe, als ob Dich niemand hören würde
Lebe, als sei der Himmel auf Erden!

Alfred D. Souza
Nachtexpress - 2. Jul, 09:46

Anleitung zum Unglücklichsein

Die Geschichte mit dem Hammer
(Paul Watzlawick)
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel:

Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich.

Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

_doomed_ - 2. Jul, 19:54

Vielen Dank für diese tolle Geschichte.
Er muss wirklich aufhören, so viel darüber nachzudenken, was Sie einmal gesagt hat und wie Sie es vielleicht meinen könnte. Ich denk mal, das nächste Mal [falls es noch einmal dazu kommt] sollte er einfach auf Sie zugehen und in Anlehnung an Deine Geschichte 'Nägel mit Köpfen' machen. Entweder er hat Glück oder halt Pech, aber zumindest in jedem Falle Gewissheit.
doomed

diary of doom

late arrivals

Lass los ...
Lass verdammt noch mal diesen Strohhalm, mit der Hoffnung...
Dein Gewissen (Gast) - 3. Sep, 09:07
zwei Jahre
zwei Jahre sind eine lange Zeit... man könnte eigentlich...
_doomed_ - 2. Sep, 22:21
Halt, warte mal... zur...
Halt, warte mal... zur Verfügung zu was? Will ich die...
_doomed_ - 2. Sep, 21:34
Sorry, Einschulung...
Sorry, Einschulung...
_doomed_ - 2. Sep, 21:33
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Also am Samstag stelle ich mich gerne zur Verfügung!...
DonFalcone (Gast) - 30. Aug, 20:11
ich hätte nie gedacht,...
ich hätte nie gedacht, dass eine Dienstreise nach Hamburg...
_doomed_ - 30. Aug, 18:59
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...aber du hattest das wichtige Utensiel dabei! Am...
der Andere (Gast) - 30. Aug, 12:39
die Sonnenbrille
was nützt es Einem, eine Sonnenbrille in der Straßenbahn...
_doomed_ - 29. Aug, 23:37
leider lebt der doomed...
leider lebt der doomed seinen Blog nicht mehr...aber...
der Andere (Gast) - 23. Jun, 22:41
...lang ist's her
Mehr als ein halbes Jahr hier nicht reingeschaut -->...
Mister T (Gast) - 20. Jun, 19:22

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