Als ich heute morgen wach wurde, schaute ich auf weiße Dächer, es hatte wohl die ganze Nacht geschneit. Vielleicht war dies der Grund, warum ich diese Nacht so unruhig geschlafen hatte. Wahrscheinlicher war aber eher meine Nervosität vor dem Treffen mit der Frau, welche ich zwei Tage vorher in der Groovestation nach dem Dozer Konzert angesprochen habe.
Sie stand während des Konzerts etwas seitlich auf einer Stufe, ein kleiner Strahler schien direkt auf Sie und lies sie erstrahlen, ich konnte meine Blicke kaum von Ihr lösen. Sie war genau der Typ von Frau, der mich ansprach. Groß, schlank, lange Haare, süßes Gesicht und Sie hatte zumindest schon einmal einen guten Musikgeschmack. Mich hatte es ziemlich erwischt, wenn man dies so nennen kann, ich kannte Sie ja noch nicht einmal. Ein guter Freund hatte dies wohl auch bemerkt und sagte dann zu mir:
Es kann sicherlich sein, dass Sie 'Nein' sagt, wenn Du Sie fragst, aber Sie sagt bestimmt nicht 'Ja', wenn Du Sie nicht fragst. Ja als wenn das so einfach wäre. Ich redete mir ständig ein, dass ich es sicherlich bereuen würde, wenn ich es nicht täte.
Nach der letzten Zugabe machte Sie sich in Begriff zu gehen, und so lief ich Ihr hinterher und fing Sie am Ausgang ab. Was für ne krasse Aktion, ich hatte so etwas noch nie gemacht. Sie hieß Isabell und hatte ein wirklich bezauberndes Lächeln. Zu meiner Verwunderung sagte Sie dann auch wirklich 'Ja', als ich sie zu einem Kaffee einlud. Dies war für mich der Beginn zweier schlafloser Nächte...
Als Sie dann heute vor mir stand, war ich wirklich froh, dass ich Sie angesprochen hatte, schon allein dieser Augenblick war es wert gewesen. Sie nannte es sehr mutig, ich würde es wohl eher Mut der Verzweiflung nennen, aber wie auch immer, bis jetzt lief es doch einfach nur gut für mich.
Also suchten wir uns einen Platz in der Scheune, und tranken
Chaipur, während wir uns über alles mögliche unterhielten. Sie saß vor mir im Kerzenlicht, lächelte und spielte mit ihrem Harr, und ich spürte wieder, wie es ist, zu leben.
Zumindest dachte ich es bis zu diesem Augenblick, denn nach der zweiten Tasse sagte Sie, dass Sie in mir keine falschen Hoffnungen wecken möchte, da Sie zur Zeit nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung ist. Der Schlag hatte gesessen... Und schließlich fiel auch wieder das böse Wort:
sympatisch, ein Synonym für Nett. Ab diesem Moment blieb mir nichts weiter, als gute Mine zu bösem Spiel zu machen, und so verabschiedeten wir uns schließlich. Keine Umarmung, kein Kuss, kein Blick zurück, keine Telefonnummer, nur Dunkelheit und die Kälte des Schnee's...
Leise senkt sich nun wieder der Schnee und hüllt alles in jungfräuliches Weiß, kalt und rein. Es ist wieder Winter geworden, auch in meinem Herzen.
_doomed_ - 22. Nov, 21:58